Der SL Lutino Glanzsittich                                           Neophema splendida

P. Frenger (7998)

Herkunft:

Der SL Lutino Glanzsittich ist in Deutschland schon seit 1985 bekannt. Gerüchten zur Folge sollen allerdings bereits wesentlich früher SL Lutino Glanzsittiche in der ehemaligen DDR bzw. in der damaligen Tschechoslowakei, in Australien und in den USA gezüchtet worden sein. Genauere Aufzeichnungen hierüber existieren leider nicht. Deshalb ist er Herrn Emil Antonin, einem Züchter aus der Nähe von Darmstadt zu verdanken, dass diese wunderschöne Mutante des Glanzsittichs heute in unseren Volieren so weit verbreitet ist. Bei Herrn Antonin wurde nämlich im Jahr 1985 das erste SL Lutino Glanzsittchweibchen geboren. Drei weitere Weibchen dieser SL Lutino-Mutante wurden allerdings erst zwei Jahre später erbrütet, bevor in 1989 der erste Hahn selbständig wurde. Nach anfänglichen Problemen schaffte es Herr Antonin einen vitalen Zuchtstamm aufzubauen, von dem alle heute in unseren Volieren vorkommenden SL Lutino Glanzsittiche abstammen dürften.

Ó C. Voigt

 1,0 Glanzsittich Lutino

Die richtige Mutationsbezeichnung:

Da diese Mutante mit der Bezeichnung (SL) Lutino der internationalen Namensgebung bereits richtig eingeordnet ist, soll im Folgenden die Vererbung erörtert und die farblichen Veränderungen gegenüber der Wildform aufgezeigt werden. Hierüber stehen natürlich genaueste Informationen zur Verfügung, weil diese Mutation nun doch schon seit einiger Zeit gezüchtet wird und in unseren Volieren gefestigt ist.

 

Von der Vererbung ist bekannt, dass diese Lutino Glanzsittiche gegenüber der Wildfarbe geschlechtsgebunden rezessiv vererben. Das bedeutet: Das mutierte Allel liegt auf dem Z – Chromosom und vererbt dort rezessiv. (Anmerkung: Z-Chromosom wird in der wissenschaftlichen Literatur bei Vögeln immer für die im Züchterjargon gebräuchliche Bezeichnung für das X- oder Geschlechtschromosom, wie es bei Säugetieren und Menschen beschrieben wird, gebraucht. Der Unterschied wird von Wissenschaftlern gemacht, weil man der Annahme ist, dass die Geschlechtschromosomen beim Vogel im Laufe der Evolution aus einem anderen Chromosomenpaar entstanden sind.)

Ó T. Schröter                         

1,0 Glanzsittich Lutino    Kopfstudie

Die farblichen Veränderungen gegenüber der Wildfarbe sehen wie folgt aus:

 

Die Einlagerungen der Psittacine, sprich der gelben bis roten Farbstoffe in den Federn bleibt im Vergleich zur Wildfarbe unverändert. Das bedeutet: Alle Gefiederpartien, die bei der Wildfarbe gelb bis rot gefärbt sind bleiben bei der SL (geschlechtsgebunden) Lutino-Mutante völlig unverändert in Intensität und Ausdehnung erhalten.

Die Veränderung basiert nämlich auf Änderung der Melaninesynthese: Es werden nämlich nur noch sehr geringe (fast vernachlässigbare) Mengen an Eumelanin in die Federn eingelagert. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die genetische Veränderung die Melanineinlagerung fast unmöglich macht, weil das Protein (MATP), das die Tyrosinase in die Zellen transportiert, weitestgehend funktionsunfähig ist. Da die Tyrosinase für die Synthese der Melaninpigmente verantwortlich ist kann in ihrer Abwesenheit kein Melanin mehr synthetisiert werden. Zudem sind die Premelanosomen (Hüllen), in welche die Melaninpigmente einlagern würden vergrößert und stark deformiert.

Das bedeutet: Alle, bei der Wildform schwarzen, grauen oder hellgrauen Gefiederpartien (hier wird das Melanin in die äußere Federschicht eingelagert) sind bei der SL Lutino-Mutante weiß bzw. gelb. Am deutlichsten ist diese Veränderung in der Regel an den großen Schwungfedern zu erkennen. An den großen Schwungfedern und dort, wo bei der Wildfarbe größere Konzentrationen an Eumelaninen im Vordergrund eingelagert werden ist oft ein bräunlich grauer Schimmer zu erkennen. Alle, bei der Wildform grünen oder blauen Gefiederpartien (hier wird das Melanin in den Federkern eingelagert) sind bei der SL Lutino-Mutante gelb bzw. weiß.

Die Strukturzellen bleiben unverändert und haben demnach keinen Einfluss auf das Erscheinungsbild der geschlechtsgebundenen Lutino-Mutation.

Die Veränderung hat natürlich auch Einfluss auf die Farbe der Augen, der Beine/Füße und der Hornteile. Die Augen von gerade geschlüpften Jungvögeln sind hellrot, sie dunkeln allerdings mit zunehmendem Alter geringfügig nach, sie bleiben allerdings auch bei adulten Vögeln immer rot. Die Farbe der Beine/Füße ist hell fleischfarben und die Hornteile sind immer unpigmentiert hell hornfarbig.

Ó C. Voigt

 0,1 Glanzsittich Lutino

Namensbegründung:

 

Aufgrund dieser Fakten war und ist die Einstufung in die internationale Namensgebung der Mutationen klar: Es muss sich um eine SL Ino Mutation handeln.

Die von MUTAVI (MUTAtion and adVIce = Mutation und Information) festgelegten Merkmale für die SL Ino-Mutation sind folgende:

  1. SL Ino vererbt immer geschlechtsgebunden rezessiv gegen über der Wildfarbe.

 

  1. Die SL Ino - Mutante erfährt eine quantitative Veränderung der Eumelaninsynthese bei der fast keine Eumelanine mehr eingelagert werden.

 

  1. Die Mutation SL Ino bildet zu den Mutation Pallid und Platinum multiple Allele.

 

Da alle diese Fakten für die SL Lutino Glanzsittich Mutante zutreffen wurde diese Mutante auch korrekt als (SL) Lutino bezeichnet.

Ó C. Voigt

 1,0 Glanzsittich Lutino

Einige Verpaarungsmöglichkeiten:

 

1,0 Wildfarbe X 0,1 Wildfarbe

50% 1,0 Wildfarbe

50% 0,1 Wildfarbe

 

1,0 Wildfarbe / lutino X 0,1 Wildfarbe

25% 1,0 Wildfarbe

25% 1,0 Wildfarbe / lutino

25% 0,1 Wildfarbe

25% 0,1 Lutino

 

1,0 Wildfarbe X 0,1 Lutino

50% 1,0 Wildfarbe / lutino

50% 0,1 Wildfarbe

 

1,0 Wildfarbe / lutino X 0,1 Lutino

25% 1,0 Lutino

25% 1,0 Wildfarbe / lutino

25% 0,1 Wildfarbe

25% 0,1 Lutino

 

1,0 Lutino X 0,1 Lutino

50% 1,0 Lutino

50% 0,1 Lutino

 

Es sei noch einmal betont, dass Hennen niemals spalterbig in einer geschlechtsgebunden rezessiven Mutation sein können.

 

Bei neuen oder unbekannten Mutationen stehen wir Ihnen natürlich gerne mit Rat und Tat zur Verfügung: AZ-AGZ-Farben/Genetik.     E-mail: frengerpeter@aol.com

 

Hier können Sie den Bericht als PDF Datei herunterladen.

AZ SL Lutino Glanzsittich.pdf
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